Im Rahmen einer Standortbilanz sollte auch darauf geschaut werden, welche Rolle hierbei innerhalb des Ganzen die Kultur- und Kreativwirtschaft spielt. Um eine solche dauerhaft als Wachstumsbranche zu begreifen und dementsprechend zu etablieren. Wenn dem so ist, hätte der Standort einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einer wissensorientierten Ökonomie mit zukunftsorientierten Arbeits- und Geschäftsmodellen hin getan. Den Akteuren vor Ort stünde ein Instrument für die Steuerung des Standortes zur Verfügung. Allerdings wäre die Kultur- und Kreativwirtschaft hierbei nur einer unter zahlreichen anderen Stellhebeln. Wenn man also aus grundlegenden Erkenntnissen heraus sich nun dieses Stellhebels bedienen will, steht man vor der weiteren Frage, wie genau dies zu bewerkstelligen wäre. Denn eines dürfte offensichtlich sein: man hat es mit einem äußerst diffizilen Gebilde, mit einer höchst komplexen Struktur zu tun. Auf den ersten Blick mag es für die Arbeit der Wirtschaftsförderung vielleicht genügen, dass man die Kultur- und Kreativwirtschaft als Quelle für originäre Innovationsideen und Vorreiter für ein immer mehr wissensbasiertes Wirtschaften entsprechend einordnet. Diese mehr übergeordnete Sicht der Dinge ist ohne weitere Einzelheiten jedoch nicht ausreichend. Ein in der Kommunalverwaltung zuständiges Dezernat für Kulturfragen hätte zusätzlich zu klären, wo genau und an welchen der vielen möglichen Ansatzpunkte man einwirken sollte. Auf eine breitere Basis könnte das Ganze gestellt werden, indem insbesondere die vielen Kleinstunternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft in ein hierfür aufzubauendes Expertennetzwerk eingebunden werden und somit in Form von „Coachings on the job“ die Professionalisierung vorangetrieben wird. Ansonsten ergibt sich hieraus eine nur sehr grobkörnige Abbildung. Zwar mag diese, zumal aufgrund ihrer ganzheitlichen Blickweise, für manche bereits einen großen Fortschritt darstellen und für alle jene Akteure, die immer den Standort als Ganzes auch mit allen seinen übrigen Faktoren im Blick- und Entscheidungsfeld behalten müssen, gerade den nunmehr ausreichenden und richtigen Detailgrad haben. Alle jene aber, die in der Kultur- und Kreativwirtschaft sowohl ein großes Ausschöpfungspotential in sich selbst als auch einen Impulsgeber und Innovationstreiber für andere Wirtschaftszweige sehen und diese Stellhebel sachgerecht bedienen müssen, müssen weiter in die Tiefe gehen und den bisherigen Ausschnitt einer Standortbilanz weiter vergrößern.
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